Achtsamkeit – Raus aus dem „Müssen-Modus“

Achtsamkeit – Raus aus dem „Müssen-Modus" | NADJA HENRICH

Zeitdruck, hoher Workload, unerwartete Veränderungen, Unsicherheiten, Konflikte oder auch schwerwiegende Lebensthemen – die Belastung ist für viele von uns hoch. Gleichzeitig wünschen wir uns innere Ruhe, um ausgeglichen zu sein und ausgewogen handeln zu können. Was uns dabei helfen kann? Achtsamkeit. In diesem Praxistipp erfahren Sie, was genau darunter zu verstehen ist und wie Sie mehr Achtsamkeit in Ihr Leben bringen.

Lesedauer: 3 Minuten

Der Grad an Gelassenheit offenbart sich erst in stressigen Zeiten. Frei nach dem Motto: Ob das Schiff seetauglich ist, stellt sich erst im Sturm heraus. Das gilt für jeden Menschen, ganz besonders aber für Führungskräfte. Sie haben oftmals viel Druck auszuhalten, stehen unter ständiger Beobachtung und sehen sich hohen Erwartungen gegenüber.

Doch wie gelingt es uns eigentlich, in stressigen Zeiten ruhig zu bleiben? Die eigenen Emotionen und Gedanken wahrzunehmen, zu kontrollieren, gezielt einzusetzen? Hier kommt eine Fähigkeit ins Spiel, die bei der Nennung von Haltungs- und Verhaltenskompetenzen immer häufiger genannt wird: Achtsamkeit. Gerne wird auch das Buzzword Mindfulness stattdessen verwendet.

 

Im Hier und Jetzt – Was unter Achtsamkeit zu verstehen ist

Ganz einfach ausgedrückt meint achtsam zu sein die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein. Damit sind zwei wesentliche Qualitäten verbunden:

  • Die Fähigkeit, sich auf den gegenwärtigen Moment zu besinnen, ihn bewusst wahrzunehmen, eigene Gedanken und Gefühle zu erkennen und einzuordnen.
  • Die Fähigkeit, einen gewissen Abstand zu sich selbst, eine bewertungsfreie Form der Selbstreflexion zu finden.
  • Die Fähigkeit, eigene Schwächen zu erkennen, zu verstehen, besser damit umzugehen.

In gewisser Weise ist Achtsamkeit eine Möglichkeit, die Zeit anzuhalten und eine Angelegenheit von allen Seiten zu betrachten. Sie machen sich frei von der Spirale aus externem Einfluss und interner Reaktion darauf. Sie verlassen damit die Sphäre des „Ständig-etwas-müssen“ und gelangen hin zu einer bewussteren Form der Selbstwahrnehmung und des Selbstvertrauens. Das ist alles andere als selbstverständlich und insbesondere in unserer permanent überfüllten und überreizten Lebenswelt eine große Herausforderung. Gehen Sie einmal in sich und machen Sie sich bewusst, wie oft Ihre Gedanken auf Wanderschaft sind.

 

Das Selbst (wieder) entdecken – Welchen Mehrwert Achtsamkeit bietet

Achtsamkeit ist eine geistige Grundhaltung, die positiv Einfluss auf Sie als Mensch, aber auch auf Ihre Umwelt nimmt. Denn Achtsamkeit bedeutet: Acht zu geben auf sich selbst und acht zu geben auf andere.  Das wird im Zusammenhang mit den Herausforderungen der VUKA-Welt immer bedeutsamer.

Zum einen wirkt sich diese Fähigkeit nachweislich positiv auf die Gesundheit aus: Wie Studien belegen, sinkt damit u.a. das Risiko, an einer Depression oder einem Burn-Out-Syndrom zu erkranken.

Zum anderen wird das persönliche Mindset gestärkt: Achtsame Menschen verfügen u.a. über eine bessere Fähigkeit zur Stressbewältigung, zur Selbstreflexion sowie über mehr Klarheit, bspw. bei der Entscheidungsfindung.

Durch das bewusste, möglichst wertungsfreie Reflektieren einer Situation werden innere Zusammenhänge sichtbar, Gewohnheiten entlarvt, feste Verhaltensmuster durchbrochen. Das steigert die persönliche Selbstwahrnehmung, Selbstregulation sowie Selbstführung und gleichzeitig die Empathie-Fähigkeit gegenüber anderen Menschen.

 

Raus aus dem „Müssen-Modus“ – Wie Sie achtsamer werden können

Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Falls Sie der Meinung sind, dass Sie nicht achtsam genug sind in Ihrem beruflichen oder privaten Alltag, kein Problem! Achtsamkeit kann trainiert werden.

Unser Denken und Verhalten wird in aller Regel emotional gesteuert oder zumindest beeinflusst. Indem Sie lernen, achtsam zu sein, verschaffen Sie sich die Möglichkeit, eigene Muster zu beobachten, zu erforschen, zu hinterfragen und zu verändern. Insbesondere in Stress- oder Problemphasen ist diese Fähigkeit Gold wert, aber natürlich auch ganz grundlegend.

Hier ein paar Impulse, wie Sie auf einfache Weise Achtsamkeit trainieren können:

  • Yoga- und Meditationskurse – Ob im Gymnastikraum, im Fitnessstudio, online, in der Natur oder auch beim Gehen: Unter Meditation versteht man verschiedene Techniken, welche die Konzentration und Selbstwahrnehmung schärfen. Das kann mithilfe von Lehrer:innen oder nach Anleitung in Eigenregie stattfinden.
  • Meditations-Apps – Dank digitaler Unterstützung haben Sie auch die Möglichkeit, zuhause, im Urlaub oder einfach dort, wo Sie möchten zu meditieren.
  • Waldbaden – Diese spezielle Form des Naturerlebens können Sie ebenfalls in professioneller Begleitung oder in Eigenregie wahrnehmen.
  • Achtsamkeitstraining beim Sport – Spezielle Methoden zur Selbstwahrnehmung bieten sich auch beim körperlichen Training an.
  • Kleine, gezielte Übungen im Alltag – Schon das Ausbrechen aus der Alltagsroutine kann eine gute Übung sein, etwa bewusst zu atmen, aktuelle Sinnesempfindungen zu erforschen, eine bestimmte Sache intensiv zu genießen, …

Für mich spielt Achtsamkeit schon seit vielen Jahren eine große Rolle. Ein besonders tiefes Verständnis verschaffte ich mir im Rahmen meiner Coaching-Weiterbildung „Psychologie der Veränderung – emotional intelligent coachen“ bei Dietz Coaching (vom DBVC und IOBC anerkannt).

Nicht ganz zufällig spreche ich dieses Thema jetzt, während der Adventszeit an. Denn gerade in dieser besonders stressigen Phase des Jahres wünschen wir uns gegenseitig Ruhe, Besinnung und die Möglichkeit zur inneren Einkehr. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Ruhe für sich finden. Wenn Sie Fragen haben oder sich dabei Unterstützung wünschen, dann …