Die innere Haltung und ihr Einfluss auf soziale Beziehungen

Innere Haltung und soziale Beziehungen | NADJA HENRICH

Die „innere Haltung“, was ist das eigentlich genau? Gemeint ist in der Regel ein Sammelsurium individueller Einstellungen, die allesamt Einfluss auf unser Verhalten nehmen – und damit auch auf die Gestaltung unserer sozialen Beziehungen. Das Positive ist: Wir können selbst aktiv werden. Denn wir haben grundsätzlich die Wahl, welche innere Haltung wir anderen gegenüber und zu uns selbst einnehmen – sofern wir uns dessen bewusst sind.

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Über die Gestaltung sozialer Beziehungen gibt es viel zu lesen. Entsprechend tiefgreifend kann man dieses Thema aufgreifen und behandeln. An dieser Stelle möchte ich meine Betrachtungen überwiegend auf den beruflichen Alltag konzentrieren, wenngleich die nachfolgenden Gedanken auch allgemein zutreffen. Im Grunde genommen geht es mir um einen Aspekt, der für die Pflege sozialer Beziehungen im Job und darüber hinaus eine entscheidende Rolle spielt: die innere Haltung. Darunter verstehe ich die grundlegende Denkweise eines Menschen, sprich: die allgemeine Einstellung gegenüber Umwelt und den Anderen. Sie ist elementar im Umgang miteinander und im Umgang mit mir selbst, wie ich in meiner Funktion als Coach und Beraterin immer wieder feststellen kann.

 

Die „richtige“ innere Haltung im richtigen Moment

Sehr inspirierend finde ich in diesem Zusammenhang die britische Verhaltenstrainerin, Autorin und Vortragsrednerin Louise Evans. Sie vergleicht die innere Haltung, die Menschen in bestimmten Momenten an den Tag legen, mit verschiedenen Tieren. Damit verdeutlicht sie auf einfache und plastische Weise, wie unterschiedlich man auf ein und dieselbe Situation reagieren kann.

Stellen wir uns folgendes Beispiel vor: Ich bin eine Führungskraft und stelle fest, dass ein Teammitglied während der gemeinsamen Besprechungen in letzter Zeit nicht mehr aktiv teilnimmt, keinen Blickkontakt sucht und auf Nachfrage kurz angebunden ist. In meiner Funktion habe ich Evans zufolge die Möglichkeit, fünf verschiedene Haltungsrichtungen anzunehmen:

  • „Schakal“ – In dieser Haltung attackieren wir unser Gegenüber am meisten. Wir haben die Tendenz, ihn oder sie zu verurteilen, ihm Vorwürfe zu machen, uns zu beschweren. Leider führt diese Haltung in aller Regel nicht zum gewünschten Ergebnis. In unserem Fall würde sich das Teammitglied vermutlich noch mehr in sich zurückziehen und keinesfalls die gewünschte Aktivität und Teilhabe zeigen.
  • „Igel“ – Wenn wir uns in dieser Haltung befinden, dann fühlen wir uns verwundbar, sind voller Selbstzweifel und trauen uns nur wenig zu. Die Vorwürfe richten sich also nicht gegen andere, sondern gegen uns selbst. Unser Beispiel betreffend würden wir uns vielleicht fragen, was ich als Führungskraft denn nur falsch mache, dass das Teammitglied sich so verhält. Unter Umständen schwände damit mein Selbstvertrauen und ich würde Zweifel an meinen Führungskompetenzen hegen.
  • „Erdmännchen“ – In dieser Haltung warten wir ab, schärfen unsere Sinne, zeigen Neugier, hinterfragen die Sicht des oder der Anderen. Als Führungskraft würden wir in unserem Beispiel ergründen, was hier passiert und was die Gründe dafür sind. Für eine Lösung des Problems wären wir aber möglicherweise zu untätig.
  • „Delfin“ – Wenn wir uns in dieser Haltung befinden, dann suchen wir Erkenntnis. Dies geschieht, indem wir uns unseres Verhaltens, unserer Überzeugungen, unseres Selbst bewusst machen und die Situation entsprechend einordnen. Der Delfin hat eine sehr starke, überzeugte innere Haltung. In Bezug auf unser Beispiel würde dies bedeuten, dass wir unser Verhalten und das des Teammitglieds genau vergleichen und unsere Schlüsse für das weitere Vorgehen daraus ziehen.
  • „Giraffe“ – In dieser Haltung richten wir den Blick über unsere eigenen Bedürfnisse hinaus, hören zu, zeigen Empathie. Als Führungskraft schaffen wir damit eine Verbindung zu unserem Teammitglied und zeigen Verständnis. Es ist eine innere Haltung, die dazu verhilft, offene Fragen zu klären und soziale Bande zu stärken.

Selbstverständlich sind diese Vergleiche stark vereinfachend. Ein Vorteil, wie ich finde, denn gerade diese zugängliche Beschreibung der hochgradig komplexen inneren Haltung ermöglicht es Menschen, leichter Zugang und Motivation zu finden, sich damit zu beschäftigen.

Louise Evans hat die oben beschriebenen Verhaltensmöglichkeiten in ihrem Buch „5 Chairs, 5 Choices“ zusammengefasst. Wer an einer Kurzfassung interessiert ist, dem kann ich folgendes Vortragsvideo ans Herz legen:

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Wie wir an unserer inneren Haltung „arbeiten“ können

Entscheidend ist, dass wir die Wahl haben und uns gewissermaßen die richtige Brille aufsetzen können. Unsere Beziehungen zu anderen sind also schon beeinfluss- und gestaltbar, indem wir an unserer inneren Haltung arbeiten.

Doch wie soll das genau gehen? Zunächst einmal muss ich mir meiner inneren Haltung bewusstwerden. Hilfreich ist hierbei etwa das wissenschaftlich fundierte und aussagekräftige Testverfahren profilingvalues, mit dem ich als zertifizierte und erfahrene Expertin sehr gerne arbeite. Es beleuchtet das persönliche Wertesystem von Menschen und führt bei den Teilnehmenden zu sehr viel Klarheit und Selbsterkenntnis. Ein weiterführender Abgleich von Selbst- und Fremdbild, etwa durch das Einholen von Kollegen-Rückmeldungen, kann zu weiterer Klarheit führen.

Sind Ist- und Wunsch-Zustand bekannt und die Entwicklungsfelder bezüglich der inneren Haltung definiert, dann bietet sich ein Prozess der Selbstreflexion mit externer Begleitung an. In intensiven Gesprächen unter vier Augen folgt auf eine genaue Standortbestimmung die gezielte Arbeit an individuellen Einstellungen. Als Coach gebe ich Ihnen hierbei Anregungen zur gezielten Selbstreflexion und Erweiterung Ihrer Haltungskompetenz. Dabei prüfen Sie für sich, was Sie anspricht und zu Ihnen passt. Glauben Sie mir: Ein Coaching kann auch hier innere Berge versetzen.

Sind Sie neugierig geworden und möchten Ihre innere Haltung selbst ergründen? Dann melden Sie sich gerne bei mir. Alles, was Sie dafür tun müssen ist, dem Link weiter unten zu folgen und mir ein paar Fragen zu beantworten. Ich komme dann zeitnah auf Sie zu.

 

Filmbeitrag: Own Your Behaviours, Master Your Communication, Determine Your Success (Louise Evans, TEDxGenova, 2017)