Im Fokus: Burn-on-Syndrom

Im Fokus: Burn-on-Syndrom | NADJA HENRICH

Die Akkus sind fast leer, und dennoch läuft die innere Maschinerie irgendwie immer weiter. Dieser fortdauernde Erschöpfungszustand ist gemeint, wenn von Burn-on-Syndrom die Rede ist. Der Begriff ist noch jung und daher weitgehend unbekannt. Das Problem aber, das er umschreibt, ist nach Meinung mancher Forscher weit verbreitet. Wie sich Burn-on genau äußert, welche Unterschiede zum Burn-out bestehen und wie Sie präventiv bzw. aktiv dagegen vorgehen können, möchte ich Ihnen in diesem Praxistipp näherbringen.

Lesedauer: 2 Minuten

Chronisch erschöpft, und trotzdem geht es immer weiter

Der Begriff „Burn-on“ wurde von den beiden Autoren Prof. Dr. Bert te Wildt und Timo Schiele geprägt. In ihrem 2021 erschienen Buch Burn On: Immer kurz vorm Burn Out“ beschreiben sie damit eine neuartige Störung, die sie auch mit verdeckter Depression übersetzen.

Einfach ausgedrückt handelt es sich um einen Zustand chronischer Erschöpfung in Folge von Daueranspannung, der sich physiologisch und mental äußert. Die Liste an typischen Symptomen ist lang und reicht von beschleunigtem Herzschlag, Schweißausbrüchen, Schlafbeschwerden, Verspannungen, Kopfschmerzen bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden. Ebenfalls typisch ist, dass die Freude an der Arbeit sowie an sonstigen Verrichtungen rapide nachlässt und eine permanente Ruhelosigkeit die Oberhand gewinnt.

Im Gegensatz zum bekannten Burn-out handelt es sich um eine verdeckte Störung, die (zumindest über einen längeren Zeitraum) nicht offenkundig wird. Das heißt: Es erfolgt kein psychischer oder physischer Zusammenbruch. Das Individuum funktioniert trotz Erschöpfung weiter, befindet sich stets kurz vor einem Burn-out und verharrt mitunter erstaunlich lange in dieser Phase.

 

Welche Folgen das Burn-On-Syndrom mit sich bringt

Die Beschreibung des Burn-out-Syndroms ist aufgrund der unterschiedlichen Deutungsmuster höchst komplex. Gleiches gilt für den neueren Begriff des Burn-on-Syndroms. Eine genaue Abgrenzung der beiden Begriffe fällt daher schwer. Auch deshalb, weil jedes innerlich lodernde Feuer irgendwann doch ausgehen kann und ein Zusammenbruch erfolgt.

Ein chronischer Erschöpfungszustand bringt die Gefahr mit sich, dass man sich daran gewöhnt und weiter macht, obwohl er toxische Folgen für Körper und Seele mit sich bringt. Dieses innerliche „Immer-weiter so“ ist vielen Menschen im beruflichen Alltag bekannt. Ebenso, wie die Folgen: Man kommt nie zur Ruhe, selbst in Momenten der Regeneration nicht. Die Folgen reichen weit, bis hin zu einer ausgeprägten Erschöpfungsdepression.

Das ist umso gefährlicher, als dass diese Entwicklung schleichend und oftmals unbemerkt stattfindet, selbst für die Betroffenen selbst. Es gibt hier also gewisse Parallelen zum Boiling-Frog-Syndrom oder den typischen Anzeichen und Folgen bei Dauerbelastung.

 

Wie man den Brand im eigenen Inneren löschen kann

Der Weg aus einer solchen Sackgasse beginnt mit der Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann. Der Anstoß dazu kann von mir selbst kommen oder von der Umwelt ausgehen – beispielsweise von Führungskräften oder Teammitgliedern, aber auch von Menschen aus dem persönlichen Umfeld, die bemerken, dass etwas nicht mehr stimmt und die sich Sorgen machen.

Im nächsten Schritt bedarf es eines Prozesses der Selbstreflexion, in dem ich zunächst innehalte, mein Problem erkenne, Ursachen definiere und Lösungsstrategien entwickle. Hierzu kann gehören, dass Sie Ihre Lebensweise anpassen – beruflich wie privat – und Entschleunigung üben. Ein solcher Prozess der Innenschau ist meiner Erfahrung nach immens wichtig. Denn im Unterschied zu einem akuten Auslöser, der Sie zwingt, die Stopptaste zu drücken, haben Sie hier noch selbst das Ruder in der Hand.

Je nach Fall kann es ratsam oder sogar notwendig sein, medizinische Unterstützung zu suchen. Ergänzend dazu oder in weniger akuten Fällen bietet sich ein individuelles Coaching an. Es verhilft Ihnen dazu, Klarheit über ihre aktuelle Situation zu gewinnen, die damit verbundenen Herausforderungen zu benennen, sich Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen vor Augen zu führen und die Limitationen bzw. Hemmnisse in der aktuellen Phase zu ergründen. Ein Coach bringt den Vorteil mit sich, dass er unabhängig und der Verschwiegenheit verpflichtet ist. Somit können Sie bedenkenlos Themen offen anzusprechen, die Sie bewegen.

Ich selbst setze zudem gerne profilingvalues als begleitendes Instrument zur Standortbestimmung ein. Mithilfe dieser wertebasierten und wissenschaftlich fundierten Potenzialanalyse können Erschöpfungsfaktoren und damit zusammenhängende Auswirkungen auf Fähigkeiten und Potenziale sichtbar werden.

 

Fazit

Es gibt eine ganze Reihe von Warnzeichen, die auf eine dauerhafte Erschöpfung hinweisen und die sehr ernst genommen werden müssen. Im Gegensatz zum Burn-out verharrt das Individuum bei einem Burn-on-Snydrom in diesem chronischen Zustand und erleidet keinen Zusammenbruch. Das macht die Gesamtlage allerdings nicht weniger gefährlich. Denn auch in diesem Fall ist dringend geboten, auf die Stopptaste zu drücken und eine Veränderung herbeizuführen.

Da sich Burn-on oftmals schleichend entwickelt und deshalb lange Zeit unbemerkt bleibt, ist es sinnvoll, die eigene Situation gerade in stressigen Phasen in regelmäßigen Abständen zu reflektieren und auch auf die Einschätzung des direkten Umfeldes zu vertrauen. Kommen Sie zu dem Schluss, dass es ratsam ist zu handeln, dann bietet sich ein begleitender Coachingprozess an.

Meinen Sie, erste Warnsignale bei sich wahrzunehmen? Dann nehmen Sie diese unbedingt ernst, um einen dauerhaften Erschöpfungszustand zu vermeiden. Falls Sie sich Unterstützung wünschen, dann kommen Sie gerne auf mich zu. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist, dem Link weiter unten zu folgen und mir ein paar Fragen zu beantworten. Ich melde mich dann zeitnah bei Ihnen.