Nadja Henrich – NH Beratung und Coaching

Menschen, Teams und Organisationen wirksam in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen begleiten.

WEG VOM PROBLEM – HIN ZUR LÖSUNG

Eine alltägliche Situation: Ein Meeting reiht sich an das nächste, Probleme werden gewälzt. Die Motivation der Teilnehmer sinkt unaufhaltsam und abends stellen sich einige genervt die Frage: Was haben wir heute erreicht? Lösungssprache ist ein wirkungsvoller und effizienter Ansatz sowohl in der Führung als auch im täglichen Miteinander. Der nachfolgende Beitrag beschäftigt sich mit den Hintergründen und der praktischen Umsetzung.

Der lösungsorientierte Ansatz wurde in den 1980er Jahren von Steve de Shazer, Insoo Kim Berg und ihrem Team für die Gesprächstherapie entwickelt. Über die Jahre hat er sich im Coaching und in der Beratung in Organisationen bestens etabliert. De Shazer und Berg gehen „von dem Standpunkt aus, dass es hilfreicher ist, sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen, Ausnahmen vom Problem zu konzentrieren anstatt auf Probleme und deren Entstehung.[1]

De Shazer hat in seinem letzten Buch „Mehr als ein Wunder“, das in Zusammenarbeit mit Yvonne Dolan entstanden ist, einen Überblick über acht Grundprinzipien der Lösungsfokussierung aufgestellt. Die aus meiner Sicht wichtigsten sind:

  1. „Kein Problem besteht ohne Unterlass; es gibt immer Ausnahmen, die genutzt werden können.“
  2. “Finde heraus, was gut funktioniert und passt – und tu’ mehr davon!”
  3. “Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt – dann höre damit auf und versuche etwas anderes!”
  4. „Kleine Schritte können zu großen Veränderungen führen.“

Mit diesem Verständnis werden ein offener Blickwinkel und der Fokus auf Lösungen gefördert. Darüber hinaus werden die Stärken und Ressourcen von Menschen einbezogen.

Wie können wir diese Lösungsfokussierung wirkungsvoll auf unsere Sprache übertragen und dort nutzen? Anhand der nachfolgenden Beispiele möchte ich ihnen aufzeigen, wie sich Lösungs- und Problemorientierung in Fragen ausdrücken:

Lösungsorientierte Fragen

  • Was möchten Sie gerne erreichen?
  • Was klappt gut?
  • Angenommen, ein Freund hätte das Problem: Was würden Sie ihm raten?
  • Woher werden Sie wissen, dass Sie es schaffen werden?
  • Was ist Ihr Ziel?
  • An welchen ersten Zeichen werden Sie Ihren Fortschritt erkennen?
  • Woran könnten Sie eine Veränderung bemerken?

Problemorientierte Fragen

  • Was stört Sie an dem was, Sie tun?
  • Warum tun Sie sich so schwer damit?
  • Was ist der Hauptgrund für Ihre Schwierigkeiten?
  • Wessen Schuld ist es?
  • Warum wird es schwierig für Sie sein, etwas zu verändern?

Wenn Sie diese Fragen auf sich wirken lassen, werden Sie wahrscheinlich feststellen: „Je mehr Sie über das Problem sprechen, desto auswegloser scheint die Situation. Sie sehen mehr und mehr Hindernisse. Sie sperren sich selber im eigenen (Gedanken-)Gefängnis ein und sehen kaum mehr einen Ausweg.“[2] Problemorientierte Fragen erzeugen eine gewisse Schwere.

In der Lösungsorientierung ist es wichtig,

  • die Lösung oder Teile davon zu kennen,
  • Ressourcen zu identifizieren, die zur Lösung beitragen,
  • Fortschritt zu erzielen,
  • pragmatisch zu sein und
  • die Lösung zu erarbeiten.

In der Problemorientierung dagegen kreisen wir um das Problem und seine Ursachen.

Lösungsorientierte Fragen in der Führung sorgen dafür, dass Mitarbeiter gefördert werden, ihre eigenen Lösungen und Ideen zu entwickeln. Die Mitarbeitenden binden ihre Stärken und Ressourcen ein. Seitens der Führungskraft setzt es allerdings voraus, dass sie loslässt und sich nicht als Experte sieht, sondern in die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter vertraut und eine wertschätzende Haltung zeigt. Das Denken in kleinen Schritten sorgt für eine realistische Planung und tatsächliche Umsetzung. Ungeachtet dessen unterstützen lösungsfokussierte Führungskräfte das Ausprobieren und Eingehen von Experimenten.

Lösungsfokussiertes Führen trägt laut Godat [3] letztendlich dazu bei, dass sich das Verhalten von Mitarbeitern positiv verändert, bessere Resultate erzielt werden und die Führungskraft mehr Wohlbefinden in ihrer Funktion empfindet.

Wie sagte Steve de Shazer so schön: “Problemtalk creates problems. Solutiontalk creates solutions.” Probieren Sie es mal aus. Gehen Sie ein Thema zunächst mit problemorientierten Fragen an. Schwenken sie dann auf die Lösungssprache um. Sie werden den Unterschied merken.