Nadja Henrich – NH Beratung und Coaching

Menschen, Teams und Organisationen wirksam in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen begleiten.

UNSERE STRATEGIE, UNSERE WERTE UND UNSER SELBSTVERSTÄNDNIS TRAGEN UNS

INTERVIEW: DILSÂD BABAYIGIT, GESCHÄFTSFÜHRERIN AGENEO LIFE SCIENCE EXPERTS

ageneo ist eine inhabergeführte Personalberatung und Executive Search Boutique im Life Science Segment. Dilsâd Babayigit, Geschäftsführerin von ageneo, steht für ein klares und einladendes Werte- und Führungsverständnis. Beides ist in einer so dynamischen und komplexen Welt essentiell, um erfolgreich zu sein und nachhaltig zu überzeugen. In dem Interview lesen Sie auch, worauf es als HR-Abteilung und Bewerber im Bewerbungsprozess zu achten gilt.

Nadja Henrich (NH): Liebe Frau Babayigit, wir kennen uns fast ein Jahr und von Anfang an war für mich spürbar, dass Sie Ihr Business anders angehen als Ihre Mitbewerber. Für was stehen Sie als ageneo? Was machen Sie anders als andere?

Dilsâd Babayigit (DB): Wir wissen, dass unsere Branche unübersichtlich und der Markt hart umkämpft ist. Uns, als ageneo, gibt es inzwischen 9 Jahre. Wir sind eine kleine Personalberatungs-Boutique und vor diesem Hintergrund ist es nicht so leicht, am Markt zu bestehen. Verlässlichkeit und Ehrlichkeit treiben uns in unserem Business und unserer Haltung an, denn nur so bauen Sie Vertrauen auf. Vertrauen ist die Basis für nachhaltige Beziehungen. Natürlich müssen auch wir unser Geld verdienen, aber so, dass wir bei all dem ein gutes Gewissen haben. Es geht mir und uns darum, Verantwortung in diesem gesamten Konstrukt der Personalberatung und der unterschiedlichen Akteure zu übernehmen. Aus meiner Erfahrung übernehmen Personalberater selten Verantwortung für ihre Projekte. Es ist viel einfacher, den Bewerbern oder Unternehmen die Schuld zu geben, wenn es nicht „passen sollte“. Das machen wir anders! Wir stellen uns die Frage: Würde ich das meinem besten Freund empfehlen? Alle Personalberater haben eines gemeinsam: Wir vermitteln Menschen. Insofern ist unsere Differenzierung nicht im „was“ wir anders machen zu suchen, sondern im „Wie“ und „Warum“. Das „Warum“ hat mit Verantwortung zu tun. Wir wollen einen werthaltigen Beitrag leisten, dass Leute zusammenkommen, die gemeinsam erfolgreicher sind als alleine. Auf die „Wie-“Frage kommen wir zurück zu den Aspekten Vertrauen, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit.

NH: Mittlerweile haben viele Firmen Unternehmenswertefestgelegt. Diese werden häufig auf der Webseite und in einer Hochglanzbroschüre mehr oder weniger ausführlich präsentiert. Fragen sie Mitarbeiter nach den zentralen Unternehmenswerten, können oft nur wenige diese benennen. Sie dagegen vermitteln überzeugend, für was Sie und ageneo stehen. Wie gelingt Ihnen dieser authentische Auftritt? Und was ist Ihnen besonders vorrangig?

DB: In Unternehmen läuft es vielfach so ab, dass die Personalabteilung Workshops initiiert und Werte in die Organisation „ausrollt“. Werte sind dann Produkt einer Funktionsdefinition (HR) und nicht Produkt einer Strategie. Aus meiner Sicht ist das der falsche Weg. Werte müssen einer Strategie entstammen. Das gehört auch zu unserer Firmenstrategie, dass wir unsere Werte kennen und leben. Und wir meinen es absolut ernst. Das Ganze funktioniert allerdings nur, wenn andere Ziele diesen Werten tatsächlich untergeordnet werden. Hier ein ganz einfaches praktisches Gegenbeispiel, das wir häufig beobachten: Es gibt einen Vertriebler, der verkauft extrem gut. Menschlich erfüllt er nicht einen der Unternehmenswerte. Das Ergebnis: Das Unternehmen behält diesen Mitarbeiter aufgrund seiner Umsätze. Damit werden die Werte des Unternehmens untergraben. M.E. müssen die ökonomischen Ziele den „psychologischen“ Zielen mindestens gleichgesetzt werden und das passiert zu wenig. Es gewinnen fast immer die ökonomischen Ziele. Irgendwie verständlich, aber dann verlieren die Werte an Farbe und Profil. Werte müssen im Fokus stehen und von vielen Stakeholdern getrieben werden; zu allererst aber von der Geschäftsleitung.

NH: Auf Ihrer Website werden Sie als vertraulich, professionell, menschlich und höchst wertschätzend beschrieben. Was ist Ihnen in der Führung Ihrer Mitarbeiter wichtig? Und was legen Sie anderen Führungskräften in ihrer Führungsarbeit ans Herz?

DB: Leider herrscht immer noch der unglaubliche Irrtum in der Personalberatung, der beste Berater sei die beste Führungskraft. Durch operatives Tun, Performance und Umsatz wird Beratern Führungsstärke zugeschrieben. Das ist blanker Hohn. Es geht darum, die Frage zu beantworten, ob mein Mitarbeiter wirklich eine Führungskraft oder eine starke Fachkraft ist. Das eine ist nicht besser oder wichtiger als das andere. Aber es ist ein Unterschied! Wenn die Person Potenzial hat, Führungskraft zu werden, empfehle ich anderen Führungskräften, diese natürlich dahin zu entwickeln. Nur weil aber ein Consultant eine exzellente Fachkraft ist, heißt das nicht automatisch, dass man für eine Führungsaufgabe gemacht ist.

Führung hat sehr viel mit Verantwortung zu tun und die wenigsten Führungskräfte sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Diese bezieht sich nicht nur auf die ökonomischen Ziele, sondern ebenso darauf, Mitarbeiter zu entwickeln und das Unternehmen zu vertreten. Die Führungskräfte in der typischen „Sandwichfunktion“ zerreißen sich oft zwischen Mitarbeiterfunktion und Unternehmerfunktion. M.E. gehören sie auf die Unternehmensseite und müssen diese Rolle auch leben wollen. Sie müssen primär die Unternehmensziele umsetzen und das mit ihrem Team. Sie müssen lernen, nicht nur eine Rolle, sondern mehrere Rollen gleichzeitig auszufüllen: Coach, Kollege, Teamleiter, Unternehmensvertreter, Mediator, etc.. Ich habe in und durch meine Führungsrolle viel gelernt. Für alle Themen meiner Mitarbeiter versuche ich offen zu bleiben und ihnen gleichzeitig Vertrauen und Freiheit zu geben. Als Führungskraft muss ich mir meiner Verantwortung bewusst sein und den Mitarbeitern und dem Team Vertrauen entgegenbringen. Und genau das ist schwer: Einerseits sich dafür verantwortlich zu fühlen, dass die Ziele erreicht werden, und zugleich den Mitarbeitern Vertrauen zu schenken, dass sie am Erreichen der Ziele intrinsisch mitwirken. Außerdem glaube ich, dass es als Führungskraft wichtig ist, sich selbst weiterentwickeln und lernen zu wollen. Es braucht viel Reflexionsfähigkeit und Offenheit.

NH: Was macht den Spirit in Ihrem Team aus?

DB: Tatsächlich ein unglaublich freundlicher und schon fast freundschaftlicher Umgang. Die Motivation, unser Unternehmensprofil, dass wir bis jetzt schon entwickelt haben, mit Leben zu füllen. Das Team ist davon überzeugt, was es tut, und ich bin stolz, dass es diesen Weg geht, ohne dass ich vorausgehen muss. Das Team wird vor allem durch ein geteiltes Werteverständnis zusammengehalten, das auch auf neue Kollegen abfärbt.

NH: Wir lesen viel über die Herausforderungen von Unternehmen, geeignete Mitarbeiter zu finden. Was empfehlen Sie Unternehmen, worauf sie unbedingt im Bewerbungsprozess achten sollten, um bei Bewerbern besonders zu punkten?

DB: Verlässlichkeit! Wenn ich die Aussage mache, dass ich mich diese Woche noch melde, dann melde ich mich auch wirklich diese Woche. Sich an Absprachen halten, den Lebenslauf lesen und Details kennen. Vorbereitet sein auf das Interview. Bewerber schauen auch darauf, wie sich die Mitarbeiter des Unternehmens verhalten und miteinander umgehen. Zudem sollte man ein gewisses Tempo einhalten. Es muss ja nicht immer binnen 2 Stunden sein, aber es muss ein bestimmtes Tempo sein; alles heutzutage ist so schnelllebig, da können wir keine Bewerbungsprozesse über Monate ziehen. Es ist einfach nicht zeitgemäß. Sie können heute bei Bewerbern mit Vielem punkten, aber wenn Verlässlichkeit nicht gegeben ist, dann ist alles andere für die Tonne. Verlässlichkeit bezieht sich auch auf das Angebot. Es muss das darinstehen, was abgesprochen wurde. Was ich zum Beispiel immer noch erlebe, es wird ein Gehalt von 75.000 Euro besprochen und im Angebot stehen 70.000 Euro. Seitens der Unternehmen hören sie dann, dass wenn der Kandidat wirklich zu ihnen will, er das schon annimmt. Das ist totaler Unsinn und verquere Psychologie. Es ist ein Vertrauensbruch, sonst nichts.

NH: Parallel zu den Unternehmen vertreten Sie auch die Bewerberseite. Was raten Sie Bewerbern in ihrem Bewerbungsprozess? Wie können Sie sich von anderen abheben?

DB: Auch hier geht es um Verlässlichkeit. Verlässliche Antworten bekommen sie des Öfteren nicht. Es sind vielfach Basics wie, dass ich als Bewerber gut vorbereitet bin. Kennen sie ihr Gegenüber? Stellen sie gute Fragen, aber das kann ich nur, wenn ich gut vorbereitet bin. Bewerber sollten authentisch auftreten und Fragen nicht wie ein Roboter beantworten. Gute Personaler merken das.

NH: Herzensangelegenheiten ist eine Rubrik auf Ihrer Website. Was verbirgt sich dahinter?

DB: Dinge, die uns beschäftigen und berühren, die mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun haben. Jedes Unternehmen, das glaubt, keine gesellschaftliche Verantwortung tragen zu müssen, disqualifiziert sich in meinen Augen. Jedes Unternehmen steht in einem gesellschaftlichen Kontext und hat gesellschaftliche Verantwortung. Ich bin der Auffassung, dass wenn man etwas hat, dass man auch etwas abgeben kann und sollte. Manche glauben, es ist die Gewerbesteuer oder der Fakt, dass ich Arbeitsplätze schaffe. Mir ist der Rest der Welt nicht egal, denn ohne die Welt kann ich nicht existieren. Das kann politisches oder gesellschaftliches Engagement sein. Unter Herzensangelegenheiten fällt zum Beispiel die Unterstützung vom Kinderbundschutz, Benefizlauf oder vom ambulanten Kinderhospiz München. Oder jedes Jahr ein bis zwei Corporate Volunteering-Tage, an denen sich die Mitarbeiter freiwillig sozial engagieren. Es kann genauso eine finanzielle Patenschaft sein. Selbst wenn man denkt, das sei nichts Weltbewegendes, sollte man wissen, dass es die Welt der anderen durchaus bewegt.

NH: Sie sind in Ihrem Business sehr engagiert und erfolgreich. Wie finden Sie da noch Platz, einen MBA zu absolvieren? Was hat Sie zu dem Management Studium motiviert?

DB: Neugier und Wissensdurst; ich weiß, dass es so viel zu lernen gibt und es begeistert mich, neue Dinge zu erfahren. Es ist für mich weniger eine Aufgabe oder Last. Lernen erfüllt mich, es gibt mir Energie.

NH: Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre wertvollen Impulse und die wertschätzende Zusammenarbeit. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und und alles Gute!

Unternehmensprofil: ageneo ist eine inhabergeführte Personalberatung und Executive Search Boutique im Life Science Segment. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Beratung, Vermittlung und das Outsourcing von Fach- und Führungskräften in den Branchen der Pharmazeutischen Industrie, der Medizintechnik, Biotechnologie und der Diagnostik. Als Partner auf Augenhöhe bietet ageneo ihren Kunden ein breites Spektrum an Services und Produkten rund um die Personalberatung und –dienstleistung.

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