Nadja Henrich – NH Beratung und Coaching

Menschen, Teams und Organisationen wirksam in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen begleiten.

IMPULS

PRAKTISCHE PROBLEME GEMEINSAM UND WERTSCHÄTZEND IN EINER GRUPPE LÖSEN

Wie können Sie in Gruppen praktische Probleme „anders“ lösen? Wie können Sie Raum zum Querdenken und für Ideen geben, aber dennoch Probleme und Bedenken thematisieren? In diesem Impuls möchte ich Ihnen eine interessante Methode vorstellen, mit der Sie hervorragende Ergebnisse erzielen können.

Zum Hintergrund
Die Methode, die dahintersteht, heißt Dynamic Facilitation und wurde von Jim Rough entwickelt. Sie wird vorzugsweise in der Konfliktmoderation eingesetzt, wenn Themen emotional aufgeladen sind, Ansichten sehr unterschiedlich sind, Spannungen und Konflikte vorherrschen und Lösungen nicht absehbar sind. Mit Dynamic Facilitation können Durchbrüche in verfahrenen Situationen erzielt werden – ob bei praktischen Problemen oder größeren gesellschaftlichen Themen. Sollte es um ein Anliegen mit (größerem) Konfliktpotenzial gehen, ist ein erfahrener Moderator notwendig, der den Prozess begleitet. Hierzu zählt auch der Aspekt der Allparteilichkeit, die jemand nur innehaben kann, wenn er „keine Aktien in dem Thema“ hat.

Einsatz
Wenn Sie diese Methode für Ihre Arbeit bzw. Themen nutzen möchten, dann sollte der Kontext weniger komplex und weniger konfliktbeladen sein, denn hierfür braucht es die erwähnte Allparteilichkeit und Moderationserfahrung mit dieser Methode.

Dynamic Facilitation bietet sich grundlegend an, wenn

  • in einer Gruppe praktische Probleme gelöst werden sollen,
  • derzeit keine Lösungen absehbar sind und das Ergebnis offen ist,
  • Raum zum Querdenken und ausreichend Zeit gegeben sind,
  • bei der Ergebnisfindung alle eingebunden werden sollen.
  • Sollten Sie unter Zeitdruck stehen, dann macht dieses Vorgehen keinen Sinn, da Kreativität unabdingbar ist.

Methode
Sie brauchen neben einem Moderationskoffer 4 Flipcharts mit 4 Überschriften, die lauten:

  • Herausforderung bzw. Thema (als Frage formuliert)
  • Informationen und Sichtweisen zu dem Thema
  • Bedenken, Einwände und Befürchtungen
  • Lösungen und Ideen

Für die Moderation des Prozesses sollte der Moderator Erfahrung sowie Neutralität in Bezug auf das Thema mitbringen. Zudem sollten ihn Fähigkeiten auszeichnen wie: Zugewandt, vertrauensvoll, ein guter Zuhörer, Kreativität fördernd und schützend sowie eine klare Prozessführung.

Die Person, die das Thema in die Gruppe bringt, stellt es vor, nennt Anlass und Hintergründe. Im Anschluss bringen alle Teilnehmer, die in einem Kreis sitzen, ihre Gedanken ein. Der Moderator hält die Aussagen stichpunktartig auf der jeweiligen Flipchart fest. Jeder Teilnehmer und jeder Aspekt soll bei Dynamic Facilitation ausreichend Raum bekommen. Wenn dies nicht gewährleistet ist, kann es Ihnen passieren, dass das erarbeitete Ergebnis nicht von allen getragen wird. Der Moderator „lässt den Prozess laufen“ und die Gruppe findet auf diesem Weg zu ihrem Ergebnis. Das weniger strukturierte Vorgehen ist ein Merkmal von Dynamic Facilitation.

Abgrenzung zum Brainstorming
Vielleicht erinnert Sie Dynamic Facilitation an Brainstorming? Zwischen den beiden Methoden gibt es jedoch wesentliche Unterschiede.

Dynamic Facilitation

  • erfordert Zeit. Es geht nicht um eine schnelle Lösungsfindung. Der Ansatz steht für die Kreativität des Herzens und nicht für die Kreativität des Kopfes.
  • macht Bedenken, Einwände und Befürchtungen sichtbar und kommuniziert sie.
  • heißt unterschiedliche Meinungen willkommen und erzwingt kein Ergebnis. Die Gruppe entwickelt es.
  • ist eine in sich geschlossene Methode, bei der alle Teilnehmer bis zum Ende eingebunden sind.

Was macht Dynamic Facilitation aus?

  • Menschen fühlen sich gesehen und gehört,
  • ist wertschätzend und motivierend,
  • fördert Vertrauen, Neugierde und ein Wir-Gefühl,
  • Ideen entwickeln sich aus den Ideen der anderen,
  • Ideen und Gedanken werden von der Gruppe getragen.

Fern von der eigentlichen Heimat – der Konfliktmoderation – ist Dynamic Facilitation eine wunderbare Methode, um in Gruppen und auf Augenhöhe ein akzeptiertes Ergebnis für ein herausforderndes Thema zu erarbeiten. Sie können Dynamic Facilitation auch im Kleinen – zu dritt, zu zweit oder auch für sich alleine nutzen.

Das Vorgehen fördert Kreativität und bringt die Punkte auf den Tisch. Es ermöglicht neue Sichtweisen und Lösungen zu entwickeln, die vorher nicht absehbar waren. Ein weiterer Vorteil: Den Teilnehmern wird nichts „aufgezwungen.“