Nadja Henrich – NH Beratung und Coaching

Menschen, Teams und Organisationen wirksam in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen begleiten.

RESSOURCEN – KRAFTQUELLEN FÜR KÖRPER UND SEELE

WISSENSWERTES UND TIPPS FÜR IHREN ALLTAG

Ressourcen sind essentiell und wertvoll für jeden von uns. Sie sind die Kraftquellen für Körper und Seele. Unserer Ressourcen sind wir uns oft zu wenig bewusst oder wir vernachlässigen sie. Aufgrund der großen Bedeutsamkeit von Ressourcen, möchte ich Ihnen in diesem Beitrag ein wenig Hintergrundwissen und Tipps für Ihren Alltag geben.

In der Fachliteratur unterscheidet man zwischen körperlichen und psychologischen Ressourcen. Die körperlichen Ressourcen sind vielen geläufig. Sie umfassen beispielsweise Schlafen, Essen, Trinken, frische Luft, Ruhephasen und Bewegung. Im Gegenzug wirken sich zu wenig Schlaf, ungesunde Ernährung, zu viel Alkohol oder zu wenig Bewegung negativ auf unsere körperlichen Ressourcen und somit unsere Gesundheit aus.

Bei den psychischen Grundbedürfnissen postuliert der bekannte Psychotherapeut und Hochschullehrer Prof. Klaus Detlev Grawe aufgrund seiner wissenschaftlichen Untersuchungen vier Grundbedürfnisse, die wir Menschen haben.

  1. Das Bedürfnis nach Lustgewinn/Unlustvermeidung: Hier geht es darum, ob wir ausreichend angenehme Erfahrungen im Alltag und in besonderen Situationen sammeln. Wir streben nach erfreulichen Erfahrungen und wollen unangenehme, schmerzliche Erfahrungen vermeiden.
  2. Das Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung: Dieses Grundbedürfnis beschreibt, dass wir unser Leben aktiv gestalten möchten, Entscheidungen im Alltag treffen möchten und Freiheiten sowie Kontroll- und Gestaltungsmöglichkeiten suchen. Einerseits wollen wir selbstbestimmt handeln können und uns nicht ausgeliefert fühlen. Andererseits suchen wir nach Orientierung wie zum Beispiel klare Aufgabenstellungen und transparente Erwartungshaltungen in der Arbeit.
  3. Das Bedürfnis nach Bindung: In diesem Bedürfnis wollen wir Nähe und Verbundenheit zu Mitmenschen in unterschiedlichen Lebensbereichen erleben. Es geht um Unterstützung, Kontakte, Beziehungen, Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse.
  4. Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung: Wir suchen nach Wertschätzung, Bestätigung und Anerkennung. Zahlreiche Menschen vermissen in ihrer Arbeit oder im Alltag Wertschätzung (siehe auch Core Concerns), zu sehr wird der Fokus darauf gelenkt, was nicht funktioniert hat. Um unseren Selbstwert zu erhöhen brauchen wir Herausforderungen. Meistern wir diese, haben wir die für uns wichtigen Erfolgserlebnisse erreicht.

Ein wichtiger Aspekt bei diesen vier Grundbedürfnissen ist, dass sie sich meist gegenseitig bedingen und nicht unabhängig voneinander zu sehen sind. Wenn wir die vier Grundbedürfnisse ausgewogen erfüllen, dann fühlen wir Menschen uns gesund und nach Grawe im Einklang mit uns und unserer Umwelt.

Wenn Sie sich mit Ihren Grundbedürfnissen näher beschäftigen möchten, dann können im ersten Schritt die nachfolgenden Fragestellungen hilfreich sein. Am besten Sie notieren sich Ihre Gedanken in Stichpunkten auf.

Fragen für das Bedürfnis Lust- / Unlustvermeidung:

  • Was habe ich heute Gutes für mich getan?
  • Welchen Hobbys, Interessen und Neigungen bin ich dieser Woche nachgegangen?
  • Was waren für mich schöne Momente?
  • Was hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert?
  • Wie gelingt es mir, mit Unangenehmen umzugehen?

Fragen für das Bedürfnis nach Kontrolle:

  • Wie selbstbestimmt fühle ich mich zurzeit?
  • Welchen Freiraum und welche Gestaltungsmöglichkeiten habe ich?
  • Wo erfahre ich Sicherheit?
  • Bekomme ich von meiner Führungskraft klar definierte Aufgaben?
  • Wie transparent sind die Erwartungen meiner Führungskraft?

Fragen zum Bedürfnis nach Bindung:

  • Mit wem habe ich heute ein gutes Gespräch geführt?
  • Bei wem fühle ich mich gut aufgehoben?
  • Wer war heute für mich da?
  • Wer interessiert sich für mich?
  • Wem habe ich heute geholfen?

Fragen zum Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung:

  • Was ist mir heute gut gelungen?
  • Worauf bin ich stolz, wenn ich auf diese Woche zurückblicke?
  • Wie freundlich bin ich zu mir selbst? Oder sitzt vielleicht doch zu oft „mein innerer Kritiker auf der Schulter?“
  • Wie gut fühle ich mich von Kollegen und meiner Führungskraft behandelt?
  • Wann habe ich zuletzt Anerkennung und Wertschätzung erfahren?

Im zweiten Schritt ziehen Sie Bilanz, in dem Sie zu jedem Bedürfnis auf einer Skala von 0 bis 100 % einschätzen, wie gut dieses Bedürfnis bei Ihnen in Summe erfüllt ist, z. B. zu 50 % oder zu 80 %.

0 ……………………. 50 ……………………. 100 %

Wie fällt im Anschluss Ihr Resümee bei allen vier Grundbedürfnissen aus? Wie ausgewogen sind Sie aufgestellt? Wo sorgen Sie gut für Ihre Grundbedürfnisse? Wo besteht noch Nachholbedarf, auch um im Gesamten ausgewogener zu sein?

Im Coaching oder auch in der Moderation von Workshops erfahre ich immer wieder, wie schwer es Menschen fällt, sich mit positiven und stärkenorientierten Fragen zu beschäftigen. Wir setzen uns in der modernen Arbeitswelt viel zu wenig mit diesen Fragen auseinander. Zu sehr sind wir darauf getrimmt zu schauen, was nicht geklappt hat. Stellen Sie sich daher abends Fragen wie: „Was habe ich heute Schönes erlebt? Was ist mir geglückt? Wo hatte ich heute eine schöne Begegnung? Wem habe ich heute etwas Gutes getan? Was war für mich persönlich wertvoll?“ Stellen Sie diese Fragen auch Ihren Mitmenschen! Sie werden sehen, es verändert sich etwas. Der Blick für das Positive wird gestärkt, Ihr Blickwinkel wird geweitet. Sie stärken damit nicht nur sich, sondern Sie laden andere ein, achtsam mit ihren Ressourcen umzugehen.