Warum kluge Führungskräfte mehr fragen und weniger reden sollten

Die Macht der Fragen – ein Perspektivwechsel für Führungskräfte

Es gehört zum Alltag von Führungskräften, Mitarbeitende anzuleiten und Entscheidungen zu treffen. Doch das allein reicht in einer sich schnell verändernden Arbeitswelt oft nicht mehr aus. Ebenso wird es z. B. einem kooperativen Führungsstil nicht gerecht. Führungskräfte, die nur ihre eigenen Ansichten äußern, schaffen geschlossene Räume, in denen wenig Platz für neue Perspektiven bleibt. Stattdessen sollten Führungskräfte viel häufiger die Macht der Fragen nutzen. Wieso? Weil Fragen wie offene Türen sind, um ein gedankliches Bild der Schriftstellerin Nancy Willard aufzugreifen. Sie laden dazu ein, neue Räume zu betreten, neue Gedanken zu entwickeln und frische Ideen zu entdecken. In diesem Beitrag erläutere ich, warum Fragen so mächtig sind und wie sie Führungskräften einen Perspektivwechsel ermöglichen.

Lesedauer: 3 Minuten

Warum kluge Führungskräfte mehr fragen und weniger Monologe halten sollten

„Antworten sind geschlossene Räume und Fragen sind offene Türen, die uns dazu einladen, einzutreten“, lautet ein Satz der US-amerikanischen Schriftstellerin Nancy Willard. Das ist ein starkes Bild, denn es verdeutlicht, was Fragen bewirken können: Sie eröffnen Möglichkeiten, regen zum Nachdenken an und führen zu neuen Erkenntnissen.

Das ist ein Ziel, das grundsätzlich auch Führungskräfte mit ihrem Team verfolgen sollten. Doch neigen viele Chefs und Chefinnen dazu, vorrangig ihre eigene Meinung zu präsentieren oder ihren Standpunkt zu vertreten. Was sie dabei oft nicht bemerken, ist, dass sie den Raum für andere Perspektiven damit gleichzeitig schließen.

Dabei ist es ganz einfach: Sobald Sie als Führungskraft mehr Fragen stellen, öffnen Sie einen Raum, in dem Ihre Mitarbeitenden sich einbringen können. Dies führt nicht nur zu besseren Entscheidungen, sondern stärkt auch das Vertrauen und die Motivation im Team. Zudem fördert es ein Klima der Offenheit und Innovation – etwas, das in der heutigen, von Unsicherheit und schnellen Veränderungen geprägten Arbeitswelt unverzichtbar ist (siehe Herausforderungen der VUKA-Welt).

 

Wie Sie mit Fragen einen Perspektivwechsel herbeiführen können

Ein Perspektivwechsel ist in vielen Situationen unerlässlich. Häufig sind wir so sehr in unseren eigenen Gedanken verhaftet, dass wir wichtige Details übersehen oder keine alternative Lösung mehr erkennen können. Fragen helfen dabei, die eigenen Ansichten zu reflektieren und andere Perspektiven einzunehmen (siehe Empathie bei Führungskräften). Dabei kann man verschiedene Arten von Fragen unterscheiden:

Fragen, die eine Situation beleuchten, z. B.:

  • „Wie würden meine Kollegen die Situation beschreiben?
  • „Was würden meine Kollegen in dieser Situation tun?“
  • „Was könnte ein unsichtbarer Dritter über die Situation sagen?

Fragen, die ein Verhalten beleuchten, z. B.:

  • Wie wirkt mein Verhalten auf die Betreffenden?
  • Welche Reaktion hat mein Verhalten vermutlich bei den Betreffenden ausgelöst?
  • Wie würde ein unsichtbarer Dritter mein Verhalten beschreiben?

Fragen, um zu einer Lösung zu finden, z. B.:

  • Was würde mir XY wohl raten?
  • Was würde XY an meiner Stelle tun?
  • Wie würde ich handeln, wenn XY in meiner Situation wäre?

Fragen, die zu einem Perspektivwechsel anregen, z. B.:

  • Wenn ich die Position anderer Beteiligter einnehme, ändert sich etwas an meiner Wahrnehmung der Situation?
  • Was würde ich jemanden raten, der in meiner Situation ist?
  • Was würden meine Freunde mir in dieser Situation raten?

Durch das Einnehmen verschiedener Blickwinkel lösen sich festgefahrene Gedankenmuster und Sie öffnen sich für neue Ansätze. In meinen Coachings empfehle ich oft, sich diese Kickstart-Frage zu stellen: „Was beschäftigt Sie gerade besonders?“ Sie fördert nicht nur den Perspektivwechsel, sondern lädt auch zu tieferem Nachdenken ein. Die magische Folgefrage lautet: „Und was noch?“ Sie fordert den Gesprächspartner auf, weiter in die Tiefe zu gehen und verborgene Themen ans Licht zu bringen.

 

Welche Fragen den Unterschied machen

Fragen zu stellen ist eine Kunst – doch nicht jede Frage hat den gleichen Effekt. Erfolgreiche Führungskräfte wissen, welche Fragen in welchen Situationen weiterhelfen. Hier ein paar Beispiele:
  • Um das Lernen in den Fokus zu rücken: „Was war am nützlichsten für Sie?“ Diese Frage fördert nicht nur die Reflexion über den Arbeitsprozess, sondern stärkt auch das Bewusstsein für individuelle Entwicklung.
  • Um meine Wirkung zu reflektieren oder zu beleuchten: „Wie wirkt mein Verhalten auf Sie?“ Solche Fragen tragen zur besseren Selbsterkenntnis bei und schaffen Klarheit darüber, wie das eigene Handeln von anderen wahrgenommen wird.
  • Um den Perspektivwechsel zu fördern: „Wie würde ein Außenstehender diese Situation sehen?“ Sie fordert heraus, den Blick zu weiten und aus der eigenen Sichtweise auszubrechen.

Wichtig ist dabei: Stellen Sie Fragen, um wirklich zuzuhören. Und nicht, um nur eine Gelegenheit für den nächsten Monolog zu schaffen.

Pausen sind hier ebenfalls entscheidend. Geben Sie Ihrem Gesprächspartner Zeit, über die Frage nachzudenken, und halten Sie auch längere Phasen der Stille aus. Oft sind es gerade diese Momente der Ruhe, in denen die wertvollsten Antworten entstehen.

 

Fazit: Fragen als Schlüssel zur besseren Führung

Fragen sind mächtige Werkzeuge, die für kluge Führungskräfte großes Potenzial bieten. Jedoch kommt es auf die richtige Balance an. Es gibt schließlich auch Situationen, in denen klare Entscheidungen gefragt sind. Daher ist es entscheidend, als Führungskraft zu wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist, Fragen zu stellen und wann es besser ist, direkt zu führen. Ein bewusster Wechsel zwischen fragender und führender Haltung ermöglicht es Ihnen, die Bedürfnisse Ihres Teams zu unterstützen und gleichzeitig den Erfolg sicherzustellen.

Wenn Sie sich die Macht der Fragen zunutze machen, stärken Sie nicht nur Ihr Team, sondern auch sich selbst. Denn sie sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Perspektivwechsel, der neue Ideen und Lösungen ermöglicht oder generiert. Das hat die Schauspielerin Vanessa Redgrave treffend auf den Punkt gebracht: „Stellen Sie die richtigen Fragen, wenn Sie die richtigen Antworten finden wollen.“

Sind Sie auch auf der Suche nach den richtigen Antworten? Und möchten Sie gleichzeitig die Macht der Fragen kennenlernen? Dann …

 

 

 

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