Im Fokus: Trotz Stress die innere Ruhe finden

Im Fokus: Trotz Stress die innere Ruhe finden | NADJA HENRICH

Innere Ruhe finden … Das wünschen sich viele Menschen in ihrem Alltag. Denn es fällt uns oftmals schwer, den Job außerhalb der Arbeitszeit „loszulassen“ und davon abzuschalten. Mit der Folge, dass andere Lebensbereiche zu kurz kommen. Zudem wirkt sich der damit verbundene innere Stress nachteilig auf unsere Leistungsfähigkeit und auf unsere Gesundheit aus. Doch was kann man dagegen tun? In diesem Beitrag möchte ich Ihnen Impulse geben, wie Sie Belastungen frühzeitig erkennen und ihnen entgegenwirken können.

Lesedauer: 3 Minuten

Wir leben in bewegten Zeiten. Die Anforderungen im Job sind in der heutigen Leistungsgesellschaft enorm hoch. Hinzu kommen zahllose Herausforderungen außerhalb der Arbeitszeit, die jede und jeder von uns individuell zu meistern haben. Kein Wunder also, wenn das Erleben von Stress zum Alltag vieler Menschen gehört.

Dabei ist Stress per se nicht zwingend nachteilig – sofern er punktuell und kurzzeitig auftritt und man ihn als innere Anspannung betrachtet, die sich auch produktiv nutzen lässt. Anders sieht es aus, wenn wir uns von unseren Lebensumständen und äußeren Einflüssen regelrecht getrieben fühlen und Stress zum Dauerzustand wird. Dann fehlt uns die Balance zwischen Anspannung und Entspannung. Wir werden von einer Rastlosigkeit erfasst, die zu Erschöpfung und Leistungsabfall führen und uns im schlimmsten Fall krank machen kann.

 

Die VUKA-Welt als Stresstreiber

Wenn es eine Konstante im modernen Arbeitsleben gibt, dann ist es die Veränderung. Damit befinden wir uns in der sogenannten VUKA-Welt. Mit der Buchstabenfolge werden vier unterschiedliche Dimensionen beschrieben, die Einfluss auf uns und unsere Arbeitsbelastung nehmen:

  • Volatilität – Unsere Arbeitswelt ist wechselhaft und instabil. Änderungen können jederzeit und plötzlich erfolgen.
  • Unsicherheit – Dies hat einen Mangel an Klarheit und Planungssicherheit zur Folge.
  • Komplexität – Wir erfahren eine enorme Informationsdichte und zunehmende Abhängigkeiten unterschiedlicher Ausprägung.
  • Ambiguität – Entscheidungen zu treffen, wird mangels Eindeutigkeit zunehmend schwerer.

Die Folge dieser grundlegenden Tendenzen ist, dass immer mehr und immer komplexere Aufgaben auf unseren Schreibtischen landen. Wenn dann noch das Team verkleinert oder vergeblich nach neuen Teammitgliedern gesucht wird, erhöhen sich die Risiken von Überforderung und Überlastung. Selbstredend hat die Pandemie die Gesamtsituation noch weiter befeuert.

 

Erschöpfungsanzeichen mit objektiver Hilfe erkennen

Immer wieder höre ich in den Coaching-Sitzungen mit Fach- und Führungskräften eine ganz bestimmte Frage: „Was kann ich tun, um die Arbeit besser loslassen zu können?“ In der Regel taucht dieses Thema eher am Rande auf, ist also kein Bestandteil des eigentlichen Coaching-Anliegens. Dennoch werde ich bei dieser Frage hellhörig, denn sie kann ein erstes Warnsignal sein. Wenn ich mit meinem Coachee dann gemeinsam tiefer bohre, höre ich nicht selten Beunruhigendes: Von Schlafproblemen etwa oder von sorgenvollen Gedanken, die nicht mehr abreißen.

Eigentlich muss man Niemandem erklären, wie wichtig es ist, dass wir unsere Gesundheit erhalten und erst gar nicht in eine Abwärtsspirale von Überforderung hineingeraten. Doch leichter gesagt, als getan.

Ich empfehle meinen Coachees in solchen Fällen eine objektive Standortbestimmung mittels Diagnosetool. Egal, in welcher Phase von Überforderung sie sich befinden – Eine Selbsteinschätzung ist außerordentlich hilfreich, um aktuelle oder potenzielle Belastungen und Limitierungen zu erkennen. Ich selbst arbeite seit über zehn Jahren mit profilingvalues. Das wissenschaftlich fundierte Testverfahren ist meiner Überzeugung nach sehr gut geeignet, Erschöpfungsfaktoren sichtbar zu machen. Denn es beleuchtet das persönliche Wertesystem von Menschen und leitet daraus treffsichere und präzise Aussagen über individuelle Persönlichkeitseigenschaften ab. Zudem wird mit profilingvalues offenkundig, wie gut der oder die Einzelne (derzeit) in der Lage ist, eigene Kompetenzen zu nutzen und wie umfassend die eigenen Ressourcen sind. Damit deckt es auch mögliche Stressfaktoren im unmittelbaren Umfeld sowie in der Person selbst bzw. in der aktuellen Jobsituation meiner Coachees auf.

 

Belastungen aktiv entgegenwirken und innere Ruhe finden

Selbsterkenntnis ist nur der erste Schritt zu mehr Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Entscheidend ist im nächsten, dass der oder die Einzelne die Dinge selbst in die Hand nimmt. Damit meine ich, dass Unruhe und Unzufriedenheit nicht einfach ignoriert, sondern Wege aus der inneren Misere gesucht werden.

Dabei gibt es grundsätzlich zwei Ansatzpunkte:

  • Die äußeren Umstände ändern – Diese Aufgabe ist nicht leicht und leider in manchen Punkten zum Scheitern verurteilt. Selbstverständlich sollten Betroffene nach Möglichkeiten suchen, um auf die eigene Arbeitssituation einzuwirken, etwa durch Gespräche mit der eigenen Führungskraft. In der Regel gibt es jedoch Einflussfaktoren, die sich auf den inneren Stresslevel auswirken, jedoch nicht aufgelöst werden können (siehe VUKA-Welt). Da viele Menschen in einer Veränderung der Rahmenbedingungen den einzigen Ausweg sehen, finden sie sich dann schnell in einer Sackgasse wieder.
  • Für mehr innere Ausgeglichenheit sorgen – Zur inneren Haltung und was sie bei anderen bewirkt, habe ich mich bereits geäußert (siehe Ratgeberbeitrag). Tatsächlich kann eine Änderung der Einstellung auch bei der Stressbewältigung helfen. Dabei geht es mir nicht um ein Ignorieren der auslösenden Faktoren. Ganz im Gegenteil: Das Erkennen und der richtige Umgang damit können für mehr Energie und innere Ruhe sorgen. Denn interessanterweise bewirken schon kleine Phasen von Erholung Wunder.

Viele von uns wissen gar nicht mehr, wie sich echte Erholung anfühlt. Falls Sie mir nicht glauben, dann möchte ich Ihnen den nachfolgenden Mitschnitt eines Vortrags von Andy Puddicombe ans Herz legen. Er stellt seinen Zuhörern die Frage, wann sie das letzte Mal zehn Minuten lang nichts gemacht haben. Mit „nichts“ meint er auch nichts – kein Musikhören, kein Buchlesen, nicht einmal „Gedankenwälzen“. Denn im Durchschnitt verbringen wir Menschen knapp die Hälfte unserer Zeit damit, uns Gedanken zu machen und sind nicht im gegenwärtigen Augenblick. Dieser wiederum werde sehr unterschätzt.

 

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Puddicombes Empfehlung, um das „Nichtstun“ zu erlernen ist Alltagsmeditation. Schon zehn Minuten am Tag bewirken seiner Erfahrung nach, dass wir innere Ruhe finden.

Ein guter Helfershelfer dabei ist die von Puddicombe entwickelte App „Headspace“, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Deshalb empfehle ich sie auch gerne meinen Coachees weiter, die auf der Suche nach mehr Ausgeglichenheit im Alltag sind. Ich möchte noch hinzufügen, dass ich die kostenpflichtige Premiumversion nutze, da die Funktionen in der Basisversion zu rudimentär sind. Selbstverständlich erhalte ich keinerlei finanzielle Zuwendungen für die Erwähnung dieser App, ich bin einfach nur von ihr überzeugt ;-). Es gibt auch andere Softwarelösungen, die ähnlich gestaltet sind. In der Regel werden Testabonnements angeboten, die einen Vergleich unterschiedlicher Lösungen ermöglichen und die individuelle Auswahl erleichtern.

Alltagsmeditation ist nur ein Ansatz unter vielen, um einen wirkungsvollen und passenden Ausgleich zu schaffen. Sport, Naturerlebnis, Yoga und mehr sind ebenfalls geeignet. Oder Stresspräventionskurse, die auch über Apps angeboten und zum Teil sogar von der Krankenkasse übernommen werden (das hängt vom Kurs und von der Kasse ab – eine Information im Vorfeld ist unabdingbar).

Ob mit oder ohne App, ob mit oder ohne Meditation – wichtig sind Disziplin und Ausdauer, um innere Ruhe zu finden und damit Belastungen entgegenzuwirken. Das alles wird jedoch nicht helfen, wenn es grundsätzliche Themen gibt, die eine adäquate Erfüllung der eigenen Aufgaben verhindern oder keine Bereitschaft vorherrscht, sich trotz schlechter werdender Rahmenbedingungen zu verändern. Boiling-Frog lässt grüßen … Und selbstverständlich helfen die genannten Maßnahmen auch nicht, wenn eine gewisse Grenze überschritten ist und die Belastung körperlich oder psychisch Probleme bereitet. Dann ist es unbedingt erforderlich, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Letztlich geht es darum, dass jeder gut und verantwortungsvoll für sich sorgt. Nur dann können wir leistungsfähig sein und kommen dem, was wir Erfüllung oder persönliches Glück nennen, ein gutes Stück näher. Falls Sie Wege aus der Dauerbelastung suchen oder sich aus anderen Gründen ein begleitendes Coaching wünschen, dann melden Sie sich. Ich unterstütze Sie gerne dabei, Ihre innere Ruhe zu finden und weniger Stress im Alltag zu erleben. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist, dem Link weiter unten zu folgen und mir ein paar Fragen zu beantworten. Ich komme dann zeitnah auf Sie zu.

 

 

Filmbeitrag: Zehn bewusste Minuten genügen schon (Andy Puddicombe, TEDSalon London Fall 2012)