Im Fokus: Empathie bei Führungskräften

Im Fokus: Empathie bei Führungskräften | Nadja Henrich

Wie wichtig ist Empathie bei Führungskräften? Diese Frage wird mir ab und an gestellt. Die Antwort ist meiner Auffassung nach eindeutig: Empathie gehört zu den zentralen Skills von Führungskräften. Aus welchem Grund und wie sich diese besondere Fähigkeit gewinnbringend auswirkt, erläutere ich in diesem Beitrag.

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Mit der Empathie ist das so eine Sache. Im gesellschaftlichen Miteinander gilt sie als wichtige soziale Fähigkeit. Entsprechend hoch ist die Wertschätzung, die ihr gemeinhin entgegengebracht wird. Im Berufsleben dagegen findet eine differenziertere und zum Teil gespaltete Betrachtung statt. Denn Empathie hat in Leadership-Konzepten noch nicht durchgängig den Platz gefunden hat, der ihr zusteht. Zumindest wird deren Bedeutung von Führungskräften auch in Frage gestellt. Warum ist das so?

 

Empathie und Klarheit gehen für mich Hand in Hand

Heute versteht man unter Empathie die Fähigkeit, die Sichtweise, Motivationen und Handlungen anderer Menschen zu erkennen, zu verstehen und die richtigen Schlüsse für das eigene Handeln daraus zu ziehen.

Dem ist erstmal wenig hinzuzufügen. Jedoch stellt das Konzept von Empathie für so manche Führungskraft einen inneren Konflikt dar. Ihrer Auffassung nach ist es nachteilig, einfühlsam und harmonieorientiert gegenüber Mitarbeitenden aufzutreten, da diese Haltung einer anderen, führungsrelevanten Eigenschaft entgegensteht: Klarheit. Als Führungskraft zeige ich Klarheit, indem ich stets offen, eindeutig und transparent kommuniziere. Das schließt auch das Ansprechen unangenehmer Wahrheiten sowie das Austragen von Konflikten mit ein.

Zahlreiche Führungskräfte sind der Ansicht, dass Empathie und Klarheit nicht koexistieren können, sich geradezu gegenseitig ausschließen. Meiner Erfahrung nach ist genau das Gegenteil der Fall. Wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitenden gegenüber Empathie zeigen, dann fördert dies Vertrauen und Transparenz. Sie geben ihrem Team zudem Orientierung. Das schließt keinesfalls aus, in Worten und Taten Klarheit „an den Tag zu legen“.

 

Auf die richtige Dosierung kommt es an

Der Vorbehalt, dass Empathie nachteilig ist und die eigene Rolle als Führungskraft untergräbt, gründet meiner Auffassung nach auf einem veralteten Rollenverständnis und ist heutzutage nicht mehr haltbar. Zudem wird bei dieser Argumentation eine zentrale Facette von Empathie übersehen oder zu wenig berücksichtigt, nämlich die Fähigkeit, „die Seiten zu wechseln“, also die Perspektive meines Gegenübers einzunehmen. Diese Fähigkeit wiederum hat im Alltag von Führungskräften eine wesentliche Bedeutung, führt sie doch dazu, das eigene Handeln bestmöglich im Sinne der Zielerreichung einzusetzen.

Allerdings steht auch fest: Es kommt wie so oft auf die richtige Dosierung an. Wenn Führungskräfte zu einfühlsam sind, dann wird es ihnen schwerer fallen, schwierige Entscheidungen zu treffen oder sich an entscheidender Stelle zurückzunehmen. Empathie bei Führungskräften darf nicht mit einer zu hohen Harmonieorientierung verwechselt werden (siehe dazu auch den Beitrag „Wenn Führungskräfte zu harmonieorientiert sind“).

Eine – wie ich finde – sehr gute Definition von Empathie liefert profilingvalues. Dabei handelt es sich um ein wissenschaftlich fundiertes Tool zur Potenzialanalyse, das ich seit Jahren als zertifizierte Partnerin in meinem Coachingalltag verwende, etwa als Entwicklungsspiegel im Rahmen von Coachings, für Teamentwicklungen oder als Eignungsdiagnostik bei der Personalauswahl.

Bei profilingvalues wird mit Empathie die Fähigkeit umschrieben, das Menschliche in anderen zu sehen, sich vom eigenen Ich zu lösen, die Einzigartigkeit des anderen zu erkennen sowie den Ansichten, Gefühlen und Beweggründen Anderer gegenüber empfindsam zu sein. Es geht also um die Beantwortung von zwei zentralen Fragen:

  • Wer ist um mich herum?
  • Und wie sehr achte ich momentan darauf?

 

Empathie bei Führungskräften im beruflichen Alltag

Empathische Führungskräfte geben und schenken Vertrauen. Dadurch sind sie in der Lage, andere für eine gemeinsame Sache zu gewinnen und zu motivieren. Sie zeigen Gefühle und sind dadurch nahbar. In Kombination mit Klarheit wird Empathie zu einer wertvollen und wichtigen Eigenschaft, welche die Zusammenarbeit mit dem Team nachhaltig verbessert.

Wie Empathie und Klarheit im beruflichen Alltag zusammen gelebt werden können, kann ich anhand eines eigenen Beispiels verdeutlichen: In meiner früheren Rolle als Personalreferentin wurde mir die Aufgabe übertragen, Kündigungsgespräche zu führen. In diesen schwierigen Gesprächen war es mir zum einen wichtig, empathisch zu sein und auf mein Gegenüber einzugehen. Zum anderen aber auch, klar in der Sache zu sein, um keine leeren Hoffnungen zu wecken, da Kündigungen in aller Regel nicht zurückgenommen werden. Durch diese Kombination aus Empathie und Klarheit gelang es mir, unangenehme Nachrichten zu übermitteln und dabei trotzdem eine wertschätzende und angenehme Gesprächsatmosphäre (im Rahmen der Möglichkeiten) zu schaffen. Die betroffenen Mitarbeiter*innen spiegelten mir, dass sie sich als Mensch gesehen fühlten. Auch verliefen die anschließenden Gespräche konstruktiv und wertschätzend.

 

Neue Handlungsstrategien für ein ausgewogeneres Maß an sozialer Nähe

In meinem Coachingalltag bekomme ich wiederholt Anfragen, bei denen es darum geht, als Führungskraft entweder mehr Empathie aufzubauen oder eine übersteigerte Harmonieorientierung abzubauen.

Die Frage danach, wie viel soziale Nähe im Führungsalltag angemessen ist, stellen sich also viele Führungskräfte. Letztlich geht es darum, das für mich „ideale“ Maß zu finden und dabei die angesprochenen Themen „Empathie“ und „Klarheit“ in ein ausgewogenes Miteinander zu bringen. Auf der Suche nach diesem „Idealmaß“ kann ich Sie übrigens gerne unterstützen. Ein externer Blick auf Ihre Arbeitssituation sowie die richtigen Fragen können eine Menge bewirken. Je nach Anliegen begleite ich Sie beispielsweise mit Reflexionsübungen, Rollenspielen, systemisch-lösungsorientiertem Coaching sowie mit Introvision Coaching (mentale Selbstregulation). Die zuletzt genannte Methode ist eine effizientes Instrument, um Harmonieorientierung abzubauen. Introvision Coaching ermöglicht es, innere Blockaden, innere Konflikte, Stress und Belastungen in relativ kurzer Zeit wirkungsvoll aufzulösen.

Falls Sie in Ihrer Führungsarbeit den Eindruck haben, dass Empathie und Klarheit besser austariert werden müssten, dann melden Sie sich gerne bei mir. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist, dem Link weiter unten zu folgen und mir ein paar Fragen zu beantworten. Ich komme dann zeitnah auf Sie zu.

 

 

Titelbild: Nadja Henrich