Employer Branding mal anders: Mit unkonventionellen Strategien Talente gewinnen und binden

Employer Branding mal anders | NADJA HENRICH

Von Employer Branding liest und hört man dieser Tage sehr viel. In den meisten Unternehmen stehen Strategien zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden ganz oben auf der Liste. Aus gutem Grund, denn der bereits spürbare Arbeitskräftemangel wird sich allen Prognosen zufolge weiter verschärfen. Doch wie schaffen Sie es, ein authentisches Arbeitgeberimage aufzubauen und die Mitarbeiterbindung positiv zu beeinflussen? Wie können Sie Ihr Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Menschen gerne bleiben – und das aus Überzeugung? In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, wie Sie mit unkonventionellen Strategien Ihre Arbeitgebermarke stärken und Mitarbeitende langfristig begeistern können.

Lesedauer: 3 Minuten

Wo Sie auch hinschauen, überall werden händeringend Arbeitskräfte gesucht – beim Bäcker nebenan, in Handwerksbetrieben, im mittelständischen Industriebetrieb und in weltweit agierenden Konzernen.

Es gibt verschiedene Ansätze, um diesem Problem zu begegnen. Einige davon habe ich bereits als Praxistipp formuliert, etwa in meinen Ratschlägen, wie Sie passende Bewerber finden oder meinen Empfehlungen, wie Sie dem Fachkräftemangel begegnen können. Heute möchte ich aus anderer Perspektive auf diese Herausforderung blicken.

 

Warum klassisches Personalmarketing nicht genug ist

Die Mitarbeitenden von heute prüfen Arbeitgeber kritisch: Neben Arbeitgeberleistungen und Benefits stehen dabei unter anderem sinnstiftende Aufgaben und die gelebte Unternehmenskultur im Fokus. Das Wort der Stunde lautet Authentizität. Es reicht längst nicht mehr aus, eine neue Kampagne zu fahren und die Stellenausschreibungen mit einem flotten Spruch zu versehen. Ein modernes Unternehmen muss seine aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden auf allen Ebenen überzeugen.

Um das zu schaffen, ist es von großem Vorteil, wenn Sie Ihre Mitarbeitenden als Mitgestalter Ihrer Marke betrachten. Denn sie sind diejenigen, die Ihre Werte nach außen tragen. Selbstverständlich gelingt das nur dann, wenn die Werte des Arbeitgebers von ihnen tatsächlich so gelebt und erlebt werden.
Doch wie kann es gelingen, die eigenen Mitarbeitenden zu Gestalterinnen und Gestaltern Ihrer Arbeitgebermarke zu machen?

 

Frische Ansätze für modernes Employer Branding

Partizipation statt Hierarchie – Ein starker Hebel für Employer Branding ist die aktive Einbindung von Mitarbeitenden in Entscheidungen. Wer das Gefühl hat, gehört zu werden, entwickelt eine emotionale Bindung zum Unternehmen.

Praxistipps:

  • Organisieren Sie regelmäßig „Open Space“-Workshops, bei denen Mitarbeitende eigenständig Themen einbringen und Lösungen für Herausforderungen im Unternehmen erarbeiten. Solche Veranstaltungen fördern nicht nur neue Ideen, sondern stärken auch das Gefühl der Mitbestimmung.
  • Binden Sie Mitarbeitende in strategische Entscheidungen ein, indem Sie Fokusgruppen zu relevanten Themen bilden. Diese Gruppen diskutieren Vorschläge und präsentieren ihre Empfehlungen direkt der Geschäftsleitung.

Persönliche Entwicklung durch Job Shadowing – Job Shadowing ist ein starkes Instrument, um die Bindung zu stärken. Hierbei haben Mitarbeitende die Möglichkeit, einen Tag oder eine Woche in einer anderen Abteilung zu arbeiten.

Vorteile:

  • Mitarbeitende verstehen die Herausforderungen anderer Teams besser.
  • Es entstehen bereichsübergreifende Netzwerke, die die Unternehmenskultur stärken.
  • Talente entdecken neue Interessen oder Stärken, die sie langfristig im Unternehmen halten.

Praxistipp:

  • Bieten Sie regelmäßig bereichsübergreifende Projekte an oder ermöglichen Sie gezieltes Shadowing in Abteilungen, die für den Mitarbeitenden spannend sind.

 

Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung, die nicht selbstverständlich sind

Kleine Gesten der Anerkennung einstreuen – Es sind nicht die großen Boni oder jährlichen Events, die Mitarbeitende langfristig binden, sondern kleine, ehrliche Gesten im Alltag.

Praxistipps:

  • Ein spontaner handschriftlicher Dankesbrief vom Teamleiter für einen besonderen Einsatz.
  • Ein Buch oder eine kleine Aufmerksamkeit, die auf das persönliche Interesse des Mitarbeitenden abgestimmt ist.
  • Eine kurze, herzliche Sprachnachricht, in der ein Kollege oder die Führungskraft einfach „Danke“ sagt.

Diese kleinen Gesten zeigen echte Wertschätzung. Sie hinterlassen „Spuren“ und einen bleibenden Eindruck.

Für Verbundenheit sorgen – Fördern Sie die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg. Ob durch Team-Retreats, interne Skill-Sharing-Workshops oder gemeinsame soziale Projekte – Aktivitäten, die Teams verbinden, stärken das Gemeinschaftsgefühl und schaffen Loyalität.

 

Psychologische Sicherheit als Schlüssel

Auch an anderer Stelle habe ich bereits die Bedeutung von psychologischer Sicherheit betont. Sie ist beispielsweise ausschlaggebend, wenn Sie Ihr Team widerstandsfähiger machen möchten. Aber nicht nur dann …

An dieser Stelle möchte ich auf ein Unternehmen eingehen, das hier einen Best-Practice-Case bietet: Pixar. Das US-amerikanische Animationsstudio führt regelmäßige „Braintrust“-Meetings durch, bei denen Teams offen über neue Ideen oder Herausforderungen sprechen können. Der Fokus liegt dabei immer auf der Sache, nie auf der Person. Dadurch schafft Pixar eine Unternehmenskultur, die von psychologischer Sicherheit geprägt ist.

Daraus abzuleitende Learnings:

  • Mut zu Kritikfähigkeit: Schaffen Sie einen Raum, in dem Ideen offen diskutiert werden können, ohne dass Mitarbeitende Angst vor persönlichen Angriffen und Folgen haben.
  • Offene Kommunikation: Feedback sollte immer als Chance zur Verbesserung verstanden werden. Also ermutigen Sie Ihre Teams, regelmäßig über Herausforderungen zu sprechen, und feiern Sie auch den Mut zu neuen Ansätzen.

 

Erfolgsmessung im Employer Branding

Insbesondere beim Austesten von unkonventionellen Maßnahmen bietet es sich an, die gewünschten Erfolge im Rahmen der Employer-Branding-Strategie regelmäßig zu messen und nachzuhalten. Eine ganz einfache Möglichkeit sind Mitarbeiterbefragungen. Diese können punktuell im kleinen Rahmen erfolgen oder in einem größeren Kontext, beispielsweise im Zuge einer ohnehin stattfindenden Unternehmensbefragung.

Fragen zur Erfolgsmessung können sein:

  • „Was gibt Ihnen das Gefühl, Teil eines starken Teams zu sein?“
  • „Welche Veränderungen würden Sie sich wünschen, um Ihre Arbeit besser zu unterstützen?“
  • „Welche Momente in Ihrer Arbeit waren in letzter Zeit besonders positiv für Sie?“
  • „Welche drei Dinge machen dieses Unternehmen für Sie zu einem besonderen Arbeitsplatz?“

Praxistipp:

Nutzen Sie aktiv das Feedback Ihrer Mitarbeitenden, um Maßnahmen zu optimieren, und kommunizieren Sie sichtbar, welche Änderungen aufgrund des Feedbacks umgesetzt wurden.

 

Fazit: Mut zu neuen Wegen zahlt sich aus

Employer Branding erfordert Mut und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden einbinden und beispielsweise Maßnahmen wie Job Shadowing oder gemeinsame Wachstumsprojekte umsetzen, schaffen ein starkes und authentisches Arbeitgeberimage. Mehr noch, sie sind auf einem guten Weg, um innerhalb des Teams für mehr Zufriedenheit, mehr Leistungsbereitschaft und langfristige Loyalität zu sorgen.

Ihre Mitarbeitenden sind Ihr wertvollstes Kapital. Mit den richtigen Maßnahmen schaffen Sie ein Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen, in dem sie sich entfalten können und vor allem: in dem sie bleiben möchten. Schon kleine Änderungen können dabei Großes bewirken.

Stellen Sie sich einfach die Frage: Ist Ihr Unternehmen ein Ort, an dem Menschen bleiben wollen? Nein? Oder jein? Dann nichts wie los mit den Veränderungen. Worauf warten Sie noch? 😊

Und falls Sie jemanden suchen, mit dem Sie über dieses Thema diskutieren möchten, …

 

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