Nadja Henrich – NH Beratung und Coaching

Menschen, Teams und Organisationen wirksam in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen begleiten.

DELEGIEREN

EINE ESSENZIELLE FÜHRUNGSAUFGABE

Fachkräfte sehen in einer Führungsposition oftmals eine reizvolle Aufgabe. Sie wollen zum Beispiel an Einfluss und Gestaltungsmöglichkeiten gewinnen, ihre Karriere beschleunigen oder sie sind motiviert, Menschen weiterentwickeln zu wollen. Dass Führung das Aufgeben eigener Expertise und das Fokussieren auf andere Arbeitsschwerpunkte mit sich zieht, haben sie weniger im Blick.

Als Führungskraft geht es darum, Mitarbeiter stark zu machen, ein leistungsfähiges Team aufzubauen, Ziele zu erreichen sowie den eigenen Bereich weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen. Das ist nicht möglich, wenn eine Führungskraft viel selbst durchführt und nicht in ihre Mitarbeiter vertraut, um deren Stärken zu nutzen. Beim erfolgreichen Führen geht es um Steuern, Regeln und Fördern und nicht darum, die Ergebnisse selbst zu erbringen und sich im Zuge dessen unentbehrlich zu machen.

Delegieren ist eine essenzielle Führungsaufgabe!

Loslassen und Vertrauen

Aus der Praxis weiß ich, dass einige Führungskräfte Probleme haben, Aufgaben abzugeben – sie sitzen regelrecht auf ihren Aufgaben. Sie wollen nicht loslassen und vertrauen zu wenig in die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter. Eine Führungskraft sollte sich bewusst sein, dass sie nur dann einen guten Job macht, wenn sie Aufgaben delegiert und ihre Mitarbeiter diese gut lösen. Sie befähigt ihre Mitarbeiter, Themen zu übernehmen und an diesen zu wachsen.

Entscheidend ist es, dabei ins Vertrauen zu gehen. Vertrauen entsteht nicht von heute auf morgen, es baut sich mit der Zeit und in der Zusammenarbeit auf. Hinzukommt, dass es Menschen gibt, denen es leichter gelingt, ins Vertrauen zu gehen, und anderen weniger.

Selbst erfahrenen Führungskräften fällt es manchmal schwer, eine Aufgabe zu delegieren. Sie haben die Sorge, der Mitarbeiter löst die Aufgabe nicht termingerecht oder nicht in der gewünschten Qualität. Manche Führungskräfte meinen auch, dass sie auf Widerstand stoßen, wenn sie dem Mitarbeiter Aufgaben übertragen. Dabei demonstriert das Delegieren Wertschätzung, Motivation und Vertrauen. Scheitert das Delegieren am Misstrauen, dann sind Offenheit und Transparenz noch wichtiger.

Delegieren ist Führen

Delegieren ist eine Investition, die mit Zeit und Aufwand verbunden ist. Sie hängt von der Aufgabe an sich, von der Erfahrung des Mitarbeiters und der Führungskraft selbst ab. Definieren Sie klare Ziele und realistische Erwartungen, führen Sie regelmäßig Gespräche, um den Dialog zu fördern, den aktuellen Stand zu erfragen und Orientierung zu gehen. Geben Sie konkrete Rückmeldungen, mit denen der Mitarbeiter wirklich etwas anfangen kann. Feedbacks sind meist zu oberflächlich, für den anderen zu wenig greifbar und damit nicht optimal zu realisieren. Sorgen Sie dafür, dass der Mitarbeiter stufenweise Verantwortung übernehmen kann und dadurch kompetenter und leistungsfähiger wird. Lassen Sie ihn wissen, dass er Sie als seine ihn fördernde Führungskraft bei auftauchenden Fragen immer zu Rate ziehen kann. Ihre Mitarbeiter werden sich an Ihren gesetzten Zielen ausrichten und sich gemäß ihrer Stärken einsetzen. Auf diesem Weg entsteht ein stabiles und leistungsfähiges Team, in dem jeder seinen Beitrag kennt und sich für das erfolgreiche Erreichen der gesetzten Ziele einsetzen wird.

Stärken Sie Ihre Mitarbeiter, anstatt sie klein zu halten und abhängig zu machen. Gehen Sie ins Vertrauen, lassen Sie los und konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche Ihrer Führungsfunktion. Das sind Ihre Aufgaben als Führungskraft. Im Ergebnis profitieren alle davon: Sie als Führungskraft, Ihre Mitarbeiter und Ihr Unternehmen. Wichtig ist es auch, dass Sie in regelmäßigen Abständen eine Inventur vornehmen, bei der Sie folgendes überprüfen: Was sind meine Aufgaben? Gehören sie zu mir oder wären sie nicht besser bei meinen Mitarbeitern aufgehoben? Delegation verlangt ein regelmäßiges Reflektieren der eigenen Aufgaben sowie der Fähigkeiten und Potenziale Ihrer Mitarbeiter.

Delegieren sorgt dafür, dass

  • Führungskräfte Entlastung erfahren und sich auf das Wesentliche konzentrieren können.
  • Führungskräfte gestalten und lenken können.
  • Mitarbeiter in ihrer Verantwortung gefördert werden.
  • Führungskräfte wie auch Mitarbeiter ihre Stärken und Kompetenzen optimal entfalten und weiterentwickeln können.
  • Motivation, Commitment, Kooperation und Wertschätzung gestärkt werden.
  • sich Führungskräfte intensiver mit den Stärken und Potenzialen ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen.
  • die Identifikation mit den Aufgaben und dem Unternehmen erhöht werden können.
  • Tätigkeiten von denjenigen erfüllt werden, die dafür am besten geeignet sind und besonders viel Interesse mitbringen.
  • sich die Aktivität bei den Mitarbeitenden erhöht.
  • ein stärkeres und wirkungsvolleres Team entsteht.
  • sich auch die Organisation weiterentwickelt.

Meine berufliche Weiterentwicklung von der Marktbereichsleiterin zur Bereichsleiterin, Anfang 2000, wäre übrigens auch nicht möglich gewesen, wenn ich nicht früh genug erkannt hätte, wie immens wichtig Delegieren ist, und dass Delegieren Spaß macht! Nur so können Sie sich als Führungskraft auf das Wesentliche konzentrieren: Mit Menschen arbeiten, sie zu fördern und weiterzuentwickeln sowie ihren originären Führungsaufgaben gerecht zu werden.